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Stimmt’s oder Stimmt’s nicht?

Wenn uns jemand fragt: „Stimmt‘s?“, dann impliziert die
Frage in den meisten Fällen: „Hab ich recht? Stimmt das, was ich
gesagt habe?“. Sie fordert quasi eine Bestätigung der Meinung
unseres Gegenübers.

Was wäre aber, wenn wir uns stattdessen einmal fragen: “Stimmt
das, was du gesagt hast, für mich?“. Und überhaupt – „Stimme
ich?“. Bin ich noch mit mir im Einklang? Wie oft stellen wir
uns diese Frage eigentlich und nehmen uns auch Zeit, ihr auf den Grund
zu gehen? Was bedeutet das eigentlich – „stimmig sein“? Stimmig
sein mit den Menschen, die mich umgeben, mit meiner Arbeit, meinem
Körper, meiner Psyche und vor allem meiner inneren Stimme? Es ist
nicht immer einfach, all diese Dinge im Gleichgewicht zu halten. Oft
wackelt unser „gut strukturiertes“ System gehörig. Aber wir
ignorieren die Bauchschmerzen und fahren weiter in unserer Spur. Oder
wir ergeben uns der Situation und denken uns – „Da kann ich eben
jetzt nichts daran ändern.“ Um es salopp zu sagen – wir
funktionieren eben.

Trotzdem merken wir, dass etwas in unserem Leben nicht „stimmig“
ist. Wir sind schlecht gelaunt, ja schlicht nicht gut gestimmt.

Unsere menschliche Stimme vermittelt nicht nur sachliche
Informationen, sondern auch unsere aktuelle Stimmung. Aber nicht nur
das, sie ist vor allem ein Ausdruck unserer Persönlichkeit. Nicht
umsonst leitet sich eben dieses Wort von dem lateinischen Wort
persona ab, was so viel bedeutet wie „durchtönen“. Dieses
Durchtönen bezieht sich auf die antike Schauspielpraxis, in welcher
die Schauspieler Masken trugen, durch welche sie „hindurch
sprachen“, um ihre Stimmen zu verstärken.

Die Stimme ist meist ein erster Indikator für die Unstimmigkeiten
in unserem Leben. Wir alle kennen das Phänomen in Stresssituationen,
wenn wir beispielsweise eine Rede halten müssen und es uns
buchstäblich „die Sprache verschlägt“, oder den Moment, wo wir
so perplex sind, dass wir „kein Wort herausbekommen“. Aber auch
Gefühle wie Trauer und Freunde können allein an der Stimme
abgelesen werden. Sie alle sind sicherlich schon einmal von einem
lieben Freund angerufen worden und haben sofort am Klang seiner
Stimme erkannt, dass etwas Schlimmes passiert sein muss.

Das sind natürlich nur kleine Beispiele. Generell lässt sich
jedoch sagen, dass alle Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens
gemacht haben, unsere Persönlichkeit – und damit unsere Stimme
– geprägt haben.

Viele Menschen denken, dass sie an ihrer Stimme nichts verändern
können und resignieren. Dies muss aber nicht so sein. Die Stimme ist
ein Muskel, welchen man trainieren kann, wie Liegestütze. Sicherlich
sind die Stimmlippen etwas komplexer als Oberarme. Die Stimmfunktion
lässt sich nicht mit einer „Universalübung“ an einem Tag neu
aufbauen. Aber auch jeder gute Fitnesstrainer wird Ihnen die Illusion
nehmen, dass man in einer Woche 10 Kilo abnehmen kann und die neue
Figur ein ganzes Leben halten wird. Dies erfordert ein
kontinuierliches Training. Seine Stimme auszubauen, kennen und lieben
zu lernen, lohnt sich. Denn es ist nicht nur so, dass unsere
Emotionen die Stimme beeinflussen, sondern es funktioniert auch
andersherum. Eine richtig „gestimmte“ Stimme kann den Körper zur
Ruhe bringen und zu mehr Präsenz verhelfen. Damit wird mehr Raum
geschaffen, dem Geist, den Inhalt, den wir äußern wollen,
bestmöglich zur Sprache zu bringen.

Fragen Sie sich doch öfter mal „stimmt’s? – oder – stimmt’s
net?“ bei mir und was kann ich dagegen unternehmen?

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