Ob du dich nun privat oder beruflich mit diesem Thema beschäftigst, letztendlich ist es doch für jeden interessant zu wissen, wie man auf Andere wirkt und wie man diese Wirkung ins beste Licht rücken kann.
In meinen Kurzpräsentationen sage ich manchmal – „Ich bin Trainerin für Außenwirkung und für die akustische Visitenkarte“. Viele Unternehmen müssen sich mit Fragen im Bereich Marketing auseinandersetzen – welches Logo, welche Farben wollen wir in unserem Branding, wie sollte unser „Büro“ oder unser Geschäft repräsentativ sein oder welche Kleidung sollten unsere Mitarbeiter tragen? Natürlich auch, welche Printmedien wollen wir, wie einsetzen und wie wollen wir uns im Internet präsentieren?
Meiner Meinung nach sind das aber immer erst die zweiten Schritte. Denn Außenwirkung beginnt bei uns. Wir selbst repräsentieren unser Unternehmen, unsere Abteilung, unsere Idee oder unser Geschäft. Für Soloselbstständige ist das meist einleuchtender, als für große Firmenchefs. Ein berühmter Coaching Spruch ist immer wieder – der Fisch stinkt vom Kopf! Alles, was im Unternehmen schief läuft, kann auf die Führung zurückgeführt werden. Im positiven Sinne bedeutet das aber auch, dass die Führung der Leitstern des Unternehmens ist. So wie der Chef morgens ins Büro kommt, so strahlt es auf das ganze Unternehmen zurück. Also überlege dir als Führungskraft genau, was du aussenden willst, wie du wirken willst, bzw. was du von deinen Mitarbeitern erwartest. Denn lebst du selbst Gewohnheiten vor, die du bei deinen Mitarbeitern niemals dulden würdest, dann wundere dich nicht, wenn euer Firmenschiff in eine ungewünschte Richtung segelt.
Die persönliche Ausstrahlung und Außenwirkung ist demnach meiner Meinung nach federführend für eine erfolgreiche Unternehmensführend.
Aber was gehört zu unserer persönlichen Außenwirkung eigentlich konkret dazu?
Es beginnt tatsächlich bei den „oberflächlichen“ optischen Eindrücken. Unser Ersteindruck wird zu über 50% allein durch die Optik beeinflusst. Welche Farben trägst du, wie riechst du, welche Art Schmuck und Kleidung trägst du, kleidest du dich sehr elegant, sportlich, alternativ, nachhaltig, markenbewusst, luxusorientiert oder nachlässig? Hast du ein allgemein gepflegtes Äußeres? Das heißt, sind deine Haare immer perfekt, die Nägel immer frisch manikürt, die Schuhe immer sauber?
Überlebenswichtig ist auch deine generelle Körperspannung. Wie gerade läufst du? Kommst du aufrecht, dynamisch und selbstbewusst in den Raum geflogen oder schlenderst du, betont lässig oder wie ein Schluck Wasser in den Empfangsraum? Manche Chefs haben auch eine sehr angespannte oder verspannte Körperhaltung und machen den Eindruck, als würden sie die Last des Universums auf den Schultern tragen.
Auch dein Gesichtsausdruck ist entscheidend für deine Außenwirkung. Hast du immer ein entspanntes Lächeln auf den Lippen oder zeigt dein Gesicht keine Regung? Schaust du eher verbissen und ernst?
Es mag für dich vielleicht oberflächlich klingen, aber auch dein Gesundheitszustand und deine körperliche Fitness verraten deinen Lebensstil und wirken auf deinen Gegenüber. Nimmst du dir Zeit für dich und deinen Körper, deine Gesundheit? Oder lässt deine optische Erscheinung darauf schließen, dass du zu wenig schläfst, zu viel rauchst und trinkst und dir zu wenig Erholung gönnst. Eine gesunde Work-Life-Balance ist vielen Menschen immer wichtiger und es ist schon lange nicht mehr „cool“ 80 Stunden die Woche zu arbeiten. Möchtest du beispielsweise eher ein jüngeres, dynamischeres Team aufbauen, dann solltest du dafür sorgen, dass du selbst jung und dynamisch auftrittst, denn wir ziehen immer Menschen an, die uns ähnlich sind.
Achte beim optischen Eindruck auch auf den richtige Körperabstand, auch wenn du deinen Gegenüber sympathisch findest und vertraut mit ihm bist. Zu Zeiten von Corona passiert einem das nicht mehr, aber früher hatte ich als Frau oft Probleme, dass mir Männer zu nahe kamen. Im Sinne von – mir den Raum genommen haben. Meine Erfahrung ist, dass Männer manchmal den korrekten Körperabstand gerade bei Frauen nicht richtig einschätzen können. Achte auf die Signale. Rutscht dein Gegenüber immer mehr nach hinten im Raum? Das ist ein Zeichen, dass du zu nahe bist und Abstand halten solltest!
Kommen wir zu akustischen Merkmalen deiner Außenwirkung
Deine Stimme ist ein sekundäres Geschlechtsmerkmal und ob wir wollen oder nicht, unser Unterbewusstsein analysiert die Stimme des Gegenübers. Höhere Stimmen klingen jünger, verletzlicher, naiver, femininer, sanfter, netter und unerfahrener. Tiefere Stimmen klingen dominanter, durchsetzungsfähiger, leistungsstärker und souveräner. Je nachdem, wie du auftretenwillst, kannst du mit dieser Wirkung spielen.
Auch deine Aussprache hinterlässt einen Eindruck. Lässt du dir Zeit beim Sprechen? Sprichst du mit Bedacht, sprichst du zu schnell, zu leise, zu vernuschelt? Je klarer unsere Aussprache, desto souveräner unser Auftritt, desto kompetenter wirken wir. Ein Dialekt kann Nähe aufbauen und gleichzeitig total abschrecken, wenn der andere diesen nicht teilt. Der Mensch hat ein natürliches Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Sprechen beide den gleichen Dialekt, dann entsteht ein Gefühl von „Dazugehörigkeit – Wiedererkennung im Anderen“. Das Gegenteil passiert, wenn unser Gegenüber den Dialekt nicht teilt.
Ähms, Wortwiederholungen, Schachtelsätze, Verhaspeln, nicht die richtigen Worte finden
Eloquenz – Redegewandtheit – so ein vornehmes Wort. Als junge Studentin hörte ich das Wort – eloquent zum ersten Mal und dachte, mein Gott wie hochtrabend ausgedrückt. Und doch bewundern wir Menschen meistens, die so wunderbar mit Worten spielen können, die einen Wortschatz haben, der souverän, abwechslungsreich und mitreißend ist. Immer auf den Punkt ausgedrückt und Sätze, die man ausgesprochen in ein Buch drucken könnte. Wir alle wollen so reden, die wenigstens können es. Du musst keine gestochen klare Ausdrucksweise haben, um eine treffende Außenwirkung zu haben. Fakt ist aber, dass der inflationäre Gebrauch von Ähms und ein Zusammenreimen von zerstocherten Schachtelsätzen sehr unkonzentriert und unprofessionell wirkt.
Wie du in den Wald hinein rufst, so kommt es wieder heraus.
Kommen wir mal zu deinen allgemeinen Umgangsformen. Du wünschst dir einen professionellen, höflichen, ehrlichen, authentischen und offenen Umgang? Dann musst du das selbst so vorleben! Sei es nun vor deinen Mitarbeitern oder auch deinen Kunden.
Ein Kunde sagte mal zu mir – „Anna, mit dir traut man sich keine Preisverhandlung“. Ich fragte zurück, warum das so sei und er meinte: „ Weil du so klar und straight bist- man zweifelt keine Sekunde an deinem Preis“. Das war ein schönes Feedback für mich und ich war dankbar für diese Wirkung, denn innerlich machte ich mir tatsächlich eine Zeit lang ziemlich viele Gedanken um den richtigen Preis.
Ich habe auch ein anschauliches Negativbeispiel. In einer Firma begegnete mir einmal ein sehr schroffer Chef, der mir permanent Ansagen machte, sehr kurz mit mir sprach und keinerlei Lob und Nettigkeiten mit mir tauschte. Ich war schrecklich frustriert und auch wütend. Bis ich mich mit den Schattengesetzen auseinander setzte und mir klar wurde, dass ich auch oft kurz und schroff sein kann. Dass ich auch manchmal mit gewissen Menschen kurz angebunden bin und gern mal auf die „höflichen Floskeln“ verzichte. Der Chef ist zwar immer noch kurz mit mir, aber ich habe jetzt mehr Verständnis und kann darüber hinweg sehen.
Eine andere Firma, ein anderer Chef. „Ich wünsche mir, dass meine Mitarbeiter ehrlicher mit mir sind! Sie halten mich aus allem raus, sie klären es hinter meinem Rücken und sind nicht offen.“ Nach ein paar Gesprächen stellte sich heraus, dass der Chef genau das Gleiche macht. Dass er selbst sein Team nicht in seine Visionen und Pläne einweiht, über sie hinweggeht und mit seiner ehrlichen Meinung über die Arbeitsleistung seiner Mitarbeiter hinter dem Berg hält. „Ich bin doch der Chef, und die anderen die Mitarbeiter!“ Sicher. Aber erwarte von anderen nur, was du selbst erfüllen kannst!
Außenwirkung ist vielfältig!
Ihr merkt schon, dieses Thema hat es in sich und kann den ein oder anderen ganz schön erschlagen. Oftmals achten wir auf gewisse Punkte und andere Bereiche fallen einfach durchs Raster und wir wundern uns, warum wir nicht weiter kommen. Wichtig zu wissen ist – deine Firma, deine Mitarbeiter, dein Geschäft aber auch deine Familie, deine Freunde und dein Partner sind dein Spiegel! Du hast das alles in dein Leben gezogen, weil es mit dir entweder in Resonanz gegangen ist, oder du es aufgebaut hast. Das Schöne ist – es liegt an dir das zu verändern. Frage dich also – was will ich erreichen, was wünsche ich mir, was will ich anziehen? Und nimm dir da nicht 10 Punkte auf einmal vor. Überlege dir drei Punkte. Beispielsweise – ich will ein junges, dynamisches, Team, was mitdenkt. Oder – ich will luxuriöse, professionelle und exklusive Kunden. Ich will eine offene, ehrliche und produktive Arbeitsatmosphäre. Und dann überprüfe, ob der äußere Rahmen passt, aber eben auch deine persönliche Ausstrahlung!