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Wenn ungeklärte Muster die ideale Kommunikation und das befreite Sprechen verhindern.

Corona. Ein Slowdown, eine Zeit der Innenschau, zumindest für mich. Ich habe mich viel – wie sollte es auch anders sein in meinem Beruf –  mit Kommunikationsfragen beschäftigt, wie ich noch klarer und befreiter sprechen kann, wie ich besser Grenzen ziehen kann und wie ich mit meinen „Arschengeln“ umgehe, wie sie Robert Betz so treffen bezeichnet. Die Menschen, die uns triggern, unseren wunden Punkt treffen und in meinem Falle oft verstummen lassen.

Nun möchte man meinen, dass eine Stimm- und Sprechtrainerin alles gehört und gelernt hat, aber es gibt auch bei mir Situationen, wo Vera Birkenbihl und Schulz von Thun an ihre Grenzen kommen. Zu verstehen, was in diesen Momenten passiert, ist das eine – warum es passiert und wie ich mir da raushelfe, steht auf einem ganz anderen Blatt und hat für mich viel mit Innerer-Kind-Arbeit, familiären Mustern und Konditionierungen, Schattenarbeit, tiefer Innenschau, persönlichen Glaubenssätzen und „wie ich nach Außen wirken wollte“ zu tun. Alles Themen, die in einem Sprechwissenschaftsstudium an der Uni nie behandelt wurden und für die ich niemals Zeit aufgebracht hätte, wenn mich Corona oder die Regierung nicht an mein Sofa gefesselt hätten.

Natürlich hat mich Kommunikation schon immer beschäftigt. Berufsschicksal. Eine spirituelle Frau sagte mir vor einem Jahr mal – interessant, dass du diesen Beruf gewählt hast, du wolltest wohl dein Halschakra öffnen. Für alle, die noch nie von den 7 Hauptchakren im Körper gehört haben, nur so viel – es gibt sie und das Halschakra steht unter anderem für befreite Kommunikation und Stimme. Und ich wusste sofort – das ist wahr. Angefangen bei meiner Familie, wo es immer laut und poltrig zur Sache ging, wo man schnell zum Punkt kommen musste und kaum tiefe Gespräche entstanden, weil einfach niemand die Ruhe dafür hatte. Wo oft harte Worte fielen und „nicht getadelt“ das Lob bedeutete. In der Schule hatte ich Probleme vor der Klasse zu sprechen. Ich war nach Vorträgen fix und fertig und neigte auch zu leichtem Stottern, wenn der Lehrer mich zum Sprechen aufforderte  und ich unsicher war. Interessanterweise war das beim Singen nicht so. Singen war leicht für mich und sich dabei vor Menschen zu präsentieren auch kein Problem. So kam es, dass man mich schon in der fünften Klasse im Chor in die erste Reihe schob, um Soli zu singen. Ich schaffte es durch das Singen meine Sprechhemmungen abzubauen. Später sang ich vor tausenden von Leuten auf einer Ostseebühne und das erforderte schon ein gehöriges Maß an Mut, innerer Aufgeräumtheit und Selbstbewusstsein. Das Singen führte, mit all seinen Höhen und Tiefen, die diese Branche mit sich bringt, dazu, dass mir das Sprechen vor Menschen später wie ein Klacks vorkam. Wenn irgendjemand mal je als Opernsänger unterwegs war, wird er verstehen, was ich meine. Gesang ist eine Punktlandung. Kein Ton revidierbar und das macht das Ganze so herausfordernd. Beim Sprechen kann ich den Satz oder das Wort wiederholen, wenn es nicht passend war. Die Sprechtechnik (Atmung, Haltung, Aussprache) hatte ich mittlerweile tief inhaliert und die richtigen Worte kann man einstudieren. Ein Klacks.

Und doch. Auch bei mir gibt es, vor allem im zwischenmenschlichen Bereich, die lieben Arschengel, die alle Technik zu Nichte machen, die meinen rationalen Verstand vollkommen ausklicken und die mich in den Überlebensmodus einer Zweijährigen fallen lassen. Bei mir sind das vor allem forsch, laut und zurechtweisend auftretende Menschen. Und sollte das vorher auch mein bester Freund gewesen sein, wenn er diese Mischung wählt, erstarre ich wie das Reh vorm Auto. Mir kommen die Tränen hoch und ich will am liebsten weglaufen oder gefriere ein. Später kommt dann manchmal auch Wut, dass ich zurückschieße, je nachdem in welcher Position ich mit dem anderen stehe. Fakt ist – ich bin nicht ich selbst. Ich kann in diesen Momenten nicht denken. Vielleicht kennst du das. Bei dir muss sich das nicht genauso äußern, vielleicht wirst du eher aggressiv oder bekommst körperliche Symptome, wie Schwitzen, Durchfall, Magenprobleme oder du wirst zum totalen Wunscherfüller für den Anderen. Oder du „verdrückst“ dich blitzschnell und übergehst die Lösung. Wir sind bei unseren „Arschengeln“ in unserer frühkindlichen Prägung hängen geblieben. Frag dich, woher du diese Situation kennst, wann du dich das erste Mal so gefühlt hast. Oftmals sind es Situationen aus unserer Kindheit mit unseren engsten Angehörigen. Wir waren damals so abhängig von diesen Personen, dass wir ein Muster einstudiert haben, um geliebt und versorgt zu werden. Bei mir war es: Wenn dich jemand anschreit, hart mit dir spricht oder dich bevormundet, dann sage nichts und weine! Das funktioniert teilweise noch heute in meiner Familie so. Wenn sie mich lange genug triggern, sodass ich die Fassung verliere und weinen muss, dann bekomme ich wieder Liebe und Verständnis von ihnen. Nun können wir ja nicht jedes Mal in Tränen ausbrechen, wenn unser Chef, Kollege oder Familienangehöriger seine drei mal fünf Minuten hat.

Es müssen auch gar nicht immer extrem verurteilende Situationen sein, auf welche wir stark irrational reagieren. Manchmal triggern uns auch Verhaltensweisen á la jemand ist zu langsam (Autofahrer), jemand ist zu hektisch und zu schnell in allen Abläufen (damit triggere ich oft Menschen :D), jemand hat uns nicht gegrüßt oder schaut uns nicht in die Augen (er ignoriert uns vermeintlich), jemand lässt uns nicht ausreden, jemand ist sehr Meinungsstark und „drängt“ sich in den Vordergrund und so weiter. Fakt ist – wir reagieren über, unverhältnismäßig mit Tränen oder wir implodieren mit Rückzug, Schockstarre und Selbstverurteilung.

Wie schaffen wir es nun aus diesem irrationalen Reaktionsmuster heraus, wenn unser Verstand in diesem Moment nicht helfen kann? Die halbe Miete ist tatsächlich schon, diese Muster zu erkennen. Wahrzunehmen – oh da triggert mich jemand, ich handle nicht mehr rational, ich werde emotional oder ich bekomme körperliche Symptome, die mir deutlich machen, dass da eine Grenze überschritten wurde. Diese Symptome können sein: Tränen steigen auf, unbändige Wut steigt auf, Traurigkeit, Resignation, vermehrtes Schwitzen, lauter oder leiser sprechen als normal, wegschauen, sich wegsehnen (wo ist das Loch im Boden), verstummen, bockig werden, um nur ein paar zu benennen. Also finde heraus, was deine Reaktionen sind. Fange vielleicht mit den stärksten und auffälligsten Situationen an, die kannst du am „leichtesten“ zuordnen.

Und dann gehe in dich, was genau dich gerade triggert. Dieses „in sich gehen“ und sich selbst befragen, war für mich die schwerste und neueste Aufgabe. Wir sind geprägt von unserer rationalen Welt und wollen alles mit dem Verstand klären, aber der kann uns da nicht immer helfen. Jedoch kommen wir an unsere tiefsten Dämonen nur durch Innenschau heran. Und wie mache ich das konkret? Nun da gibt es tatsächlich zahlreiche Möglichkeiten: Meditation, Reise zum Inneren Kind, Schattenarbeit, Glaubenssätze analysieren, die innere Weisheit aktivieren, Selbstliebe, Fasten, vegane Ernährung usw. Das mag jetzt vielleicht ziemlich esoterisch und postmodern für dich klingen und das klang es für mich am Anfang auch, aber je mehr man sich mit diesen Themen beschäftigt, desto aufgeräumter wird man! Believe me! Eva- Maria hat für diesen Prozess mal eine schöne Wortschöpfung gefunden. Wir müssen uns „Be-Eltern“! Um uns selbst kümmern, um unseren tiefsten Schmerz kümmern, wie es ein Elternteil mit einem Kind tun würde. Ich will gar nicht so genau auf die einzelnen Methoden eingehen, denn da gibt es wirklich gute Experten. Ich merke nur, je mehr sich ein Mensch mit diesen Themen auseinandersetzt, desto erfolgreicher ist auch das Stimm- und Sprechtraining. Denn ein aufgeräumter Geist, hat eine aufgeräumte Sprache.

Wenn du nun deinen Triggern und inneren Dämonen auf die Spur gekommen bist – Gratulation! Denn der Effekt ist – du kannst wieder sanft und mitfühlend mit dir sein, du verstehst, dass dein Verhalten mal einen Sinn hatte und dir lange gedient hat, du nun aber erwachsen bist und für dich einstehen kannst.

Der nächste Schritt ist dann die Grenzen zu ziehen. Mir haben dabei vorgefertigte Sätze geholfen, die ich immer wieder verinnerliche und übe. Solche Sätze wie:

Du überschreitest eine Grenze!

So nicht!

Das darf doch nicht wahr sein!

Das ist doch jetzt nicht dein Ernst!

Was soll das?

Das lasse ich nicht zu!

Das geht gar nicht!

Finde da gern einen für deine typischen Triggersituationen passenden Satz. Es muss nicht meiner sein. Wichtig ist, dass du diese Sätze wirklich für dich übst, wenn du dazu neigst nichts zu sagen, runter zu schlucken, zu erstarren. Dieser Satz wird dann in der jeweiligen Situation laut ausgesprochen. Gepaart mit einer klaren, starken Körpersprache, einer souveränen Stimme und einem festen Blick, wird dein Gegenüber inne halten. Und da sind wir wieder beim Stimm- und Sprechtraining. Solltest du Hilfe brauchen, um deiner Stimme die nötige Ernsthaftigkeit zu verleihen, dann weißt du, wo du dich melden kannst 😉 ! Fakt ist aber, ohne deine innere Haltung und dein inneres Standing nützt das beste Körpertraining und die beste Sprechtechnik nichts.

Nach diesem Satz – ich würde ihn ruhig eine kleine Weile stehen lassen – kannst du entweder genauer ausführen, was jetzt die Grenzüberschreitung für dich war oder du schaust, wie dein Gegenüber reagiert. Oftmals reicht der erste Satz schon, um beim Anderen zumindest ein Inne halten zu erzeugen. Er muss sich auch noch gar nicht für sein Verhalten entschuldigen. Es reicht, dass du ihm gezeigt hast, dass er deine Grenze überschritten hat. Er wird in Zukunft „vorsichtiger“ oder achtsamer mit dir sein. Manchmal musst du diese Sätze auch ein paar Mal sagen, damit der andere dein „Territorium“ versteht.

Du kannst auch die Situation zurückspulen, wenn es dir wieder mal passiert sein sollte, dass dich jemand ausgeknockt hat. Überlege dir, wie du in deinen Augen souverän reagiert hättest. Und tue das wirklich oft, damit es sich in deinem Unterbewusstsein einprägt. Dieses unterscheidet nämlich nicht zwischen Wahrheit und Fiktion. Schreibe die Geschichte neu für dich. Übrigens auch eine super Übung um sich eine perfekte Präsentation in der Zukunft oder dein ideales Leben im Allgemeinen zu visualisieren. Also was vorwärts funktioniert, funktioniert auch rückwärts. Toll oder?

Und der letzte Schritt – Anwenden. Es braucht Mut, ich weiß, aber von jetzt an, siehst du deinen Arschengel als Trainingsterrain für deine Weiterentwicklung. Weiche diesen Menschen nicht mehr aus. Sei dein eigener Chairman. Du schaffst das. Wenn du Unterstützung brauchst- here I am!

Diese Strategie funktioniert vor allem in Situationen, wo du aus dem Affekt heraus handelst, wo dich jemand unmittelbar triggert und deine Grenze hart durchbricht.

Wie du mit „sanften“  aber dauerhaften Grenzüberschreitungen umgehst, erfährst du im nächsten Teil!

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Warum Storytelling ? II

Oxytocin für eine gute Geschichte

Habt ihr schon mal bemerkt, dass Bilder mit kleinen Kätzchen oder kleinen Babys besonders oft geliked werden und für die meisten Menschen beruhigend und versöhnlich wirken? Das liegt an dem Hormon Oxytocin, was wir ausschütten bei diesen Bildeindrücken. Es bewirkt, dass wir Vertrauen, Mitgefühl, Verbundenheit, Großzügigkeit und Empathie empfinden – wie finden es „einfach“ süß.

Natürlich können wir nur selten kleine Katzen oder Babys in unserer Businessgeschichte ins Spiel bringen, wenn wir nicht gerade für Katzen- oder Babynahrung werben. Aber Empathie ist ein großes Stichwort. Wir müssen es schaffen, den Protagonisten unserer Geschichte transparent werden zu lassen in seinen Handlungen. Unser Publikum wird erst mit unserer Story mitfiebern, wenn die Beweggründe unseres Helden nachvollziehbar werden, wenn seine Ziele und Antreiber klar sind. Schaffen wir es, dass unser Publikum sich in die Lage unseres Protagonisten hineinversetzen kann, dann kann es sogar passieren, dass der Zuhörer schwitzende Hände bekommt und sein Herz schneller schlägt. Er ist voll und ganz involviert und verfolgt gebannt die Lösungssuche des „Helden“. Diese kann dann zum Vorbild für das Kauf- und Handlungsverhalten unseres Publikums werden.

Identifikation mit dem Redner

Ein wunderbarer Effekt von gutem Storytelling ist nicht nur, dass sich das Publikum mit dem „Helden“ der Geschichte identifizieren kann, sondern auch, dass das Publikum Empathie für den Redner aufbaut.

Wir Menschen leben von sozialen Beziehungen. Wenn wir die Geschichte eines Fremden hören, seine Handlungsgründe, seinen Lebensweg und seine Ziele, dann können aus Fremden Freunde werden, einfach, weil wir anfangen unseren Gegenüber zu verstehen. Wir müssen uns dann noch nicht einmal wirklich mit unserem Gegenüber identifizieren.

Ein CEO im Anzug kann es in einer Motivationsrede vor 500 Werksmitarbeitern schaffen, wenn er transparent seine Beweggründe und seine inneren und äußeren Herausforderungen darlegt, Verständnis und Empathie für seine Ziele zu erzeugen.

Die sogenannten Spiegelneuronen schalten unsere unbewussten Hirnaktivitäten gleich, je stärker und je länger eine Geschichte uns festhält. Je eindringlicher wir an eine Story gekoppelt sind, desto mehr Emotionen und Einfühlungsvermögen wird beim Publikum erzeugt und das nicht nur hinsichtlich der Geschichte, sondern auch auf den Erzähler.

Es lohnt sich also an seinen Vortrags- und Präsentationstechniken zu arbeiten!

Gute Geschichten führen zu aktivem Handeln

Ein paar relativierende Aussagen vorweg. Nicht jede Geschichte hat auf jeden Zuhörer den gleichen Effekt. Wir alle haben unterschiedliche Erfahrungen, Erziehung und kulturelle Hintergründe und reagieren auf gewisse Schlüsselwörter mit unterschiedlichen Reizen und Reaktionen. Fakt ist aber, je mehr Cortisol, Oxytocin und Dopamin eine Geschichte bei unserem Gegenüber ausgeschüttet wird, desto eher ist er bereit mehr Geld für ein Produkt oder eine Dienstleistung auszugeben. Aber einfach nur eine Reihe von emotionalen Bildern mit Hundewelpen und krebskranken Patienten abzubilden bewirkt noch keine gute Story. Der Spannungsbogen, die Konflikte und Krisen sind genauso wichtig, wie die empathische Bindung an die Charaktere.

Wenn man sich die Frage stellt, welche Handlung Geschichten bewirken, sollte man sich vielleicht zunächst damit beschäftigen, warum überhaupt Geschichten erzählt wurden. Ein kleiner Exkurs in die Zeit der Höhlenmalerei kann dabei sehr aufschlussreich sein. Unsere Vorfahren haben sich unter anderem dort verewigt, um ihre Erfahrungen festzuhalten. Sie sollen uns warnen, vorbereiten oder auch erinnern. Geschichten sind also wie eine Art Handlungskatalog für Situationen, in die wir einmal geraten könnten und sie dienen als Motivation sich nun auch einmal in solch eine Situation zu begeben. Gute Storys können demnach bewirken, dass wir in die Startlöcher rutschen das mental Erfahrene nun auch einmal selbst auszuprobieren.

Kommen wir zu Fakten

Hormone und Empathie – vielleicht ist das dem einen oder anderen doch etwas zu ungenau. Deswegen hier nun ein Beispiel was sich auf direkte Umsatzzahlen bezieht. In einem Experiment wurden bei Ebay (nachzulesen bei Miriam Rupp – Storytelling für Unternehmer) verschiedene Ramschprodukte verkauft (Eimer, JoJo, Fliese, Panflöte usw.). Der Wert der Kleinstartikel belief sich auf 1,29 US-Dollar. Es wurden professionelle Autoren engagiert, die sich eine erdachte Geschichte zu den Artikeln überlegten und somit den Verkaufswert auf 2700 % steigerten. Man kann sagen, dass die Differenz zwischen Ein- und Verkaufspreis den objektiven Wert der fiktiven Geschichte darstellt.

Eine Panflöte aus Plastik hatte beispielsweise einen Einkaufswert von 1 US-Dollar und wurde durch eine Geschichte auf 63,50 US-Dollar erhöht. Hier die gekürzte Fassung:

Ich war Botschafterin in einem kleinen afrikanischen Land. Der Prinz dieses Landes ritt zwei Tage auf einem Kamel, um sie mir zu überreichen. Ich habe keine Ahnung, wo er sie herhatte. Sie lieben dort Plastik. Ach was sage ich. Plastik war dort eine richtige Revolution (Miriam Rupp – Storytelling für Unternehmer).

Wenn dich Handwerkszeug zum Storytelling interessiert, dann setze dich gern mit mir in Kontakt!

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Warum Storytelling ? I

Eine große Herausforderung in unserer Zeit ist es, sich in einem Meer an Reizüberflutung von der Masse abzuheben. Eine Möglichkeit, wie uns das gelingen kann, sind gute Geschichten. Denn Markentreue und Aufmerksamkeit nehmen in der heutigen Gesellschaft rapide ab. Mit emotionalen und gut erzählten Geschichten schaffen wir es nicht nur, uns von der Masse abzuheben, sondern auch unsere Kunden emotional zu binden.

Was wir noch mit Storytelling erreichen können:

  • Wir drücken keine Botschaften auf, sondern ziehen Interesse an.
  • Wir halten unsere Gegenüber länger im Bann, statt nur kurzfristig Aufmerksamkeit zu erzielen.
  • Geschichten bewirken Handeln durch Inspiration, statt Lethargie durch Informationsüberflutung.

Wir brauchen Geschichten

Lasst uns eine kurze Expedition durch das menschliche Gehirn machen. Denn bei der Wirkung von Geschichten auf unser Gehirn müssen wir nicht ausschließlich einem guten Bauchgefühl folgen. Es gibt tatsächlich wissenschaftlich nachweisbare Wirkungsanalysen.

Unser Gehirn ist auf Geschichten gepolt. Wir brauchen sie, um unsere Umwelt zu begreifen, zu erinnern und zu planen. Sie wirken auf unsere Erinnerungen, Handlungen und Einstellungen.

Der Fokus bei der Flut an Information ist mittlerweile die größte Herausforderung für unser Gehirn. Wir nehmen laut Miriam Rupp (Storytelling für Unternehmen) täglich über 10.000 Werbebotschaften auf. Hinzu produzieren wir noch 2000 Tagträume, wenn wir unsere Gedanken schweifen lassen. Wenn wir nun einer Geschichte folgen, dann sinkt die Zahl der Tagträume auf null – wir tauchen in die Geschichte ein und sind auf den Verlauf fokussiert. Wir verfallen in einen hypnotischen Zustand, der uns hilft, die Aufmerksamkeit zu halten. Wir lieben also nicht nur Geschichten, wir brauchen sie sogar.

Wir behalten mehr Informationen, wenn sie in Geschichten verpackt sind.

Im Gegensatz zu aufgelisteten Fakten wecken Geschichten größere Areale unseres Gehirns. Dies ermöglicht uns die blanken Fakten, um ein vielfaches besser zu behalten (22-mal mehr). Zum Beispiel wird bei einer PowerPoint Präsentation mit gelisteten Punkten das Sprachzentrum aktiviert. Wir verstehen die Wörter. Dabei bleibt es aber auch schon. Bei einer Geschichte werden auch die Teile im Gehirn aktiviert, die für das Erleben der Story notwendig sind. Wenn von einem frisch gebackenen Osterkuchen die Rede ist, dann wird der Teil des Gehirns aktiviert, der für Geschmack und Geruch zuständig ist. Selbst der motorische Kortex kann mittels Spiegelneuronen angeregt werden, wenn über eine körperliche Bewegung berichtet wird. Dank Storytelling vollziehen wir das Erzählte nach, als ob wir die beschriebene Geschichte tatsächlich erlebt hätten.

Glücksgefühle wecken mit Storytelling

Was bewegt uns, einen 90-minütigen Film, ein 5-minütiges YouTube Video zu schauen oder gefesselt bei einem Vortrag zuzuhören? Spannung heißt das Stichwort. Das dort erzählte zieht uns in den Bann. Doch was bedeutet das genau? Interessant ist ein Blick auf unsere Hormonausschüttung während des Spannungsbogens einer Geschichte. Entscheidend dabei ist das Stresshormon Cortisol, was vermehrt ausgeschüttet wird, wenn die Geschichte durch Konflikte und Krisen seine Entwicklung nimmt. Unser „Überlebensmodus“ schüttet in diesen Momenten Cortisol aus, um als belastend empfundene Situationen zu bewältigen, in dem wir die Ruhe bewahren und die Konzentration halten.

Der Grund warum wir es lieben emotional aufregende Geschichten zu hören, liegt aber vor allem in der Auflösung des Konflikts. Die „Entspannung“ der Krise lässt uns Dopamin ausschütten und unser Belohnungszentrum im Gehirn aktivieren. Das Happy End macht uns glücklich und optimistisch.

Damit ist es möglich, eine lange Aufmerksamkeitsspanne aufzubauen, wenn die Geschichte eine mitreißende Handlung und spannende Charaktere vorweisen kann. In Zeiten sinkender Markentreue und mangelnder Fokussierungsmöglichkeiten sind gute Storys ein wichtiges Werkzeug.

Emotionale Bindung mit Storytelling

Neulich wurde ich in meinem Coaching darauf angesprochen, dass es in Zukunft keine Verkäufer mehr geben würde, dass es nicht mehr notwendig wäre sich in den Kunden „einzuspüren“, denn es würde ja jetzt eh alles online verkauft! Weit gefehlt! Denn gerade online können wir das Konzept des Storytellings besonders gut anwenden, da wir unzählige Plattformen in Form von Videos, Kurzpräsentationen, Bildern und Texten nutzen können. Und da gilt es vor allem (!) sich in die Bedürfnisse, Wünsche, Probleme und Gefühle des Kunden einzuspüren. Und im Schritt davor muss man diese erkennen, verstehen und danach redegewandt kommunizieren. Mitreißende Geschichten, Charaktere und gute „Erzähler“ bieten uns eine tolle Möglichkeit den Kunden emotional an uns zu binden. Dabei ist Empathie eine der wichtigsten Sozialkompetenzen für ein Unternehmen. Über Geschichten können wir Vertrauen und Identifikation aufbauen.

Versuche deinen Kunden zu lieben und du kannst gar nicht anders, als dich in seine Welt einzufühlen. Tauche ganz in seine Lebenswirklichkeit ein, sieh dein Unternehmen aus seinen Augen. Du wirst automatisch die richtigen Worte und Lösungen für deinen Lieblingskunden finden.

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Storytelling im wissenschaftlichen Vortrag?

Mein neuer Präsentationskurs an der TU-Chemnitz stellt mich vor neue Herausforderungen. Kann man einen wissenschaftlichen Vortrag überhaupt spannend und mitreißend vortragen – funktionieren dann solche Sachen, wie Storytelling, über Emotionen reden oder ein Quiz zum Einstieg überhaupt oder wirkt das eher unseriös?

Genauso Businessmeetings in Unternehmen. In vielen Firmen herrscht eher Zeitdruck und die Orientierung nach Ergebnissen. Besonders unterhaltsam muss es nicht sein – „wir wollen fertig werden!“

Und ich sage, doch! Natürlich muss man abwägen, wie viel „Geschichte“ zur Eröffnung zielführend ist, aber ein starker Einstieg schafft Interesse, Souveränität und Aufmerksamkeit. Ein Promotionsstudent der Mathematik zeigte mir seinen wissenschaftlichen Vortrag vor dem Fachpublikum auf YouTube. „Anna, wie soll ich Formeln in eine Geschichte einbetten?“ Ein guter Start wäre zum Beispiel zu berichten, was der letztendliche Mehrwert dieser Untersuchung ist. Denn anders als wir vielleicht auf den ersten Eindruck vermuten, wurde der Vortrag zwar für ein Fachpublikum erstellt, zu sehen ist er jetzt aber im ganzen Internet – auf YouTube auf Platz eins unter seinem Namen. Wir haben es in der Hand, wie wir uns in den „Medien“ präsentieren!

Mein Tipp: Überlege dir, was du deinem Publikum bieten und wie du dich präsentieren willst! Musst du die generelle Motivation erstmal für dein Thema aufbauen und/oder geht es dir darum, besonders souverän und kompetent zu wirken? Im Falle des Promotionsstudenten ist die Intension klar. Die Motivation eines Fachpublikums ist relativ hoch. Es geht also vorwiegend darum, die eigene Person zu stärken und das Thema kompetent zu vertreten. Eine Einleitung über die Wichtigkeit der Untersuchung zeigt, dass der Redner/ Wissenschaftler das große Ganze überblickt und seine Wertigkeit einschätzen kann. Falle also nicht sofort mit dem Thema ins Haus, sondern hole den Zuhörer aus seiner Gedankenwelt ab!

Ähnlich ist es im Businessalltag, wenn es nicht um den Kunden, sondern um Mitarbeiterpräsentationen geht. Vor allem in der Führungsetage muss die Frage nach der Motivation nicht geklärt werden – manchmal doch, aber das ist dann ein anderes Thema. Es geht vor allem darum, seinen Mann bzw. seine Frau zu stehen. Präsentationen sind nicht immer die Großveranstaltungen, sondern oftmals auch die vielen kleinen Vorträge, die jede Woche stattfinden. Dort können wir wunderbar unseren Präsentationsstil verfeinern.

Mein Tipp: Überlege dir, was der Kernpunkt deiner Präsentation ist und wie du ihn in einer kleinen Anekdote, einem Zitat oder einer rhetorischen Frage auf den Punkt bringen könntest. Es kann sehr erfrischend sein, wenn du dich traust einfach mal anders, als sonst vorzutragen.

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Was tun gegen Blackouts?

Eine Möglichkeit gegen Blackouts bei Präsentationen vorzugehen ist die Inszenierung. Soll heißen, dass wir unseren Vortrag wie ein Theaterstück einüben und uns damit ein Sicherheitsnetz bauen. Manche Menschen fragen sich vielleicht, wie Sänger und Schauspieler den vielen Text behalten können. Es liegt daran, dass sie ihr Körpergedächtnis trainieren, indem sie in die Rolle einsteigen und diese dann immer und immer wieder üben. Dabei helfen das Bühnenbild, die Maske und das Kostüm, denn es verstärkt das „in die Rolle einsteigen“. Genau das können wir auch in Präsentationen erreichen.

In die Referentenrolle schlüpfen

Was kann uns helfen in die Rolle des Referenten zu kommen? Die Kleidung natürlich. Zieh dir etwas an, was nicht unbedingt alltäglich für dich ist – mein Tipp, mach dich besonders schick. Auch unsere Körperhaltung kann uns helfen, unseren Auftritt in Szene zu setzten. Schon allein, dass du besonders auf einen guten Stand, die richtige Atmung und Aussprache achtest, kann helfen. Auch der richtige Platz im Raum gibt Sicherheit. Dazu gehört auch sich selbst genug Raum zu nehmen – sich nicht am Stuhl festzukrallen oder die Achseln zusammenzupressen. Nehmt euch den Raum, den ihr braucht.

Einstudierte Vorträge

Die einen lesen ihre Präsentationen ab, die anderen üben sie mit dem Körpergedächtnis. Bei Letzteren trainiert man tatsächlich jeden Satz, jede Pointe, jede Pause. Jedes Wort ist bewusst gesetzt und geübt. Auch die Mimik, die Bewegung im Raum und die Gestik sind für jede Aussage inszeniert.

Authentisch bleiben?

Viele haben Angst, dass sie dann unnatürlich und nicht mehr authentisch wirken, wenn sie ihren Vortrag derart einstudieren. Ich frage dann gern zurück – was bedeutet denn Authentizität? Letztendlich ist es das, was wir täglich tun. Und wenn wir ein neues Verhalten einüben, dann können wir das auch zu „uns“ werden lassen, wenn wir es nur oft genug wiederholen. Außerdem befinden wir uns tagtäglich in unterschiedlichen Rollen – Kinder, Eltern, Freunde, Partner, Kollege, Kunde und eben Redner. Eine einstudierte/r Rede oder Vortrag kann auch sehr unterhaltend und fesselnd auf unseren Zuhörer wirken. Jeder große Speaker „inszeniert“ letztendlich seinen Vortrag, indem er ihn sehr oft übt.

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Warum bin ich so aufgeregt beim Präsentieren?

Warum haben wir so einen Bammel vorm Präsentieren? Ganz einfach, weil wir es so selten machen. Zugegeben einen Vortrag vor Leuten zu halten ist nicht ohne – man präsentiert sich in seiner vollen Größe vor mehreren Personen. Es ist eine unnatürliche Situation, in welcher nur einer das Rederecht hat und dafür von vielen Augenpaaren von oben bis unten angeschaut und bewertet wird. Plötzlich beginnt man über die tollsten Sachen nachzudenken. Wie sehen eigentlich meine Haare aus? Ist mein Hosenstall offen? Warum schaut XY in der zweiten Reihe so kritisch? Können die Leute mich überhaupt verstehen? Oh je – mein Satzbau war auch schon mal besser und ups schon das dritte Ähm in einem Satz.

Unsere Gedanken steuern unseren Körper

Meistens ist die Ursache für starkes Lampenfieber tatsächlich unser Mindset. Unsere Gedanken führen unseren Körper und unsere Stimme. Wir konzentrieren uns so sehr auf die vermeidlich kritischen Gedanken unseres Gegenübers, dass wir unsicher werden. Anstatt sich auf den Vortrag und den Inhalt zu konzentrieren, stressen wir uns selbst mit negativen Gedanken, dass unser Körper überfordert ist.

Zu hohe oder falsche Anforderungen an uns selbst

„Ich kann die Nacht vorher gar nicht schlafen“, sagte letztens eine Kundin zu mir. Wenn das Lampenfieber ein solches Maß erreicht, dann überfordern wir uns meist selbst mit falschen Erwartungen. Meiner Meinung nach muss man keine Standardpräsentation halten, in welcher man sich gar nicht wohlfühlt. Präsentieren darf Spaß machen und oftmals fühlen wir uns viel wohler, wenn wir die Gruppe in unsere Präsentation mit eingliedern. Der Frontalunterricht aus alten Schulzeiten hat uns eingetrichtert – wenn einer vorn spricht, dann haben die anderen Sendepause. Das ist aber nicht nur langweilig und wenig einprägsam für den Zuhörer, sondern auch ein hoher Leistungsdruck für denjenigen, der präsentieren muss.

Präsentieren darf Spaß machen!

Mein Tipp ist immer – macht euch einen Spaß aus eurem Vortrag. Baut eure Präsentation so auf, dass ihr so wenig wie möglich selbst machen müsst und so viel wie möglich das Publikum einbindet. Das ist nicht nur abwechslungsreicher und unterhaltsamer für die Zuhörer, sondern auch einfach natürlicher als die allseits bekannte „Frontalbeschallung“.

Stehe zu deinen Schwächen!

Oftmals leiden auch nur Menschen unter Lampenfieber, die einen sehr hohen Anspruch an sich selbst haben. Unbekümmerten Menschen fällt es viel leichter vor der Gruppe zu sprechen – sie stehen zu ihren Fehlern und sind mit sich im Reinen. Meistens machen sie viele kleine „Fehlerchen“, die aber durch die generelle Auftrittspräsenz und das Selbstbewusstsein unmerkbar bleiben. Die Perfektionisten unter uns sind allerdings so streng mit sich, dass sie sich selbst blockieren und dadurch manchmal regelrechte Blackouts bekommen.

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Erfolg des Stimmtrainings III

Wovon hängt der Erfolg des Stimmtrainings ab? Teil III (III)

Stresspegel:

Ein nicht zu unterschätzender Punkt, nicht nur in der
Stimmbildung, sondern generell in der Persönlichkeitsentwicklung,
ist der Stresspegel. Unter Stress kann man vielleicht kurzfristig
sehr leistungsfähig sein, aber für eine dauerhafte Veränderung und
Festigung der Stimme ist er eher hinderlich. Ich empfehle meinen
Klienten, mit dem Stimmtraining nicht erst zu beginnen, wenn der
Termin der Präsentation unmittelbar bevorsteht. Denn unter
Leistungsdruck fällt man oft in alte Gewohnheiten zurück und hat
schlichtweg nicht die Nerven, Neues auszuprobieren oder sich gar mit
der Stimme auf Experimente einzulassen.

Für das Stimmtraining sollten Sie sich Zeit nehmen, um maximal
davon profitieren zu können.

Auch die Uhrzeit des Unterrichts spielt eine Rolle für den
Lerneffekt. Legen Sie den Termin für Ihr Stimmtraining nicht ans
Ende eines langen Arbeitstages, wenn Sie schon müde sind und den
Kopf voller Dinge haben. Überlegen Sie, wann Ihr persönliches
Leistungshoch am Tag ist. Bei den meisten Menschen liegt diese Zeit
zwischen 9.00 und 12.00 Uhr bzw. zwischen 14.00 und 17.00 Uhr. Betten
Sie Ihren Unterricht in diese Zeit ein, wenn es Ihnen möglich ist.

Kontinuität des Unterrichtes:

Ein letzter Faktor für den Erfolg im Stimmtraining ist die
Kontinuität des Unterrichts. Gerade am Anfang hat man das Gefühl
auf tausend Sachen gleichzeitig achten zu müssen. Aber meine
Erfahrung zeigt, je gründlicher gerade zu Beginn gearbeitet wird,
desto schneller kommt man zu guten Ergebnissen. Ich empfehle
mindestens einmal in der Woche mit dem Stimmbildner zu trainieren und
bestenfalls jeden Tag seine Übungen zu Hause für sich zu
wiederholen.

Sind die Grundlagen gefestigt, kann auch in größeren
Wochenabständen (aller 2 bis 3 Wochen) trainiert werden. Bei meinen
Studenten mache ich oft auch die erfreuliche Beobachtung, dass sich
das Antrainierte über die Semesterpause, welche leider mit fast drei
Monaten sehr lange ist, gefestigt hat. Das Unterbewusstsein hatte
Zeit, die neuen Eindrücke zu verarbeiten. Und oft kommen die
Studenten mit neuem Schwung und neuen Impulsen in den Unterricht
zurück.

Zum Schluss:

Beim Stimmtraining verhält es sich leider nicht wie bei dem
Zerteilen von Holzscheiten. Zur Erinnerung hier noch einmal
Einsteins Worte: „Holzhacken ist deshalb so beliebt, weil man bei
dieser Tätigkeit den Erfolg sofort sieht.“ Wir werden in der
Stimmbildung keine handfesten Ergebnisse mit nach Hause tragen. Der
Erfolg liegt auf einer anderen Ebene.

Ich verspreche Ihnen, dass Sie sehr
viele Erfahrungen sammeln werden in Bezug auf Ihren Körper und Ihre
Stimme. Sie werden Veränderungen in Ihrer Persönlichkeit
feststellen. Mit einer stabilen und sicheren Stimme, werden Sie auch
in Ihrer Wirkung, in Ihrer Präsenz und Ihrem Auftreten stabiler und
sicherer. In jedem Falle können Sie selbstbewusster, authentischer
und überzeugender kommunizieren. Sie werden lernen, dass man nicht
nur einen Inhalt präsentiert, sondern auch die ganze Persönlichkeit,
zu welcher der Körper – und vor allem die Stimme – einen großen
Teil beitragen.

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Stimme und Bauch

Stimme und Bauch – Wie gehört das zusammen?

In meiner Unterrichtspraxis stelle ich immer wieder fest, dass
viele Menschen ungern ihren Bauch beobachten lassen oder gar beim
Einatmen „rausstrecken“ wollen. Aber woher kommt das? Warum ist
unser Bauch so eine empfindliche Region an unserem Körper und warum
ist er überhaupt relevant für die Stimme?

Evolutionsbiologisch haben wir uns sehr lange auf vier Beinen
bewegt, bevor wir uns zum aufrechten Gang erhoben haben. Unser Bauch,
mit all seinen lebenswichtigen Organen, war von unserem Rücken in
einer vierbeinigen Position gut geschützt vor Angriffen. Auch Tiere
geben diesen Schutz nicht gern auf. Sie kennen das vielleicht von
Ihrer Katze – sie lässt sich nicht von jedem den Bauch streicheln.
Dazu muss das Tier erst genug Vertrauen aufgebaut haben. Mit dem
aufrechten Gang ging dieser Schutz für den Menschen verloren. Das
Bedürfnis unseren Bauch zu verstecken ist geblieben. Beobachten Sie
einmal einen Menschen, der sich erschreckt. Er krümmt sich leicht
nach vorn, zieht die Schultern hoch und presst die Arme an den
Körper. Keiner würde in diesem Moment seinen verletzbaren Bauch
präsentieren.

Auch der altbekannte Spruch: „Bauch rein, Brust raus!“ hält
sich leider immer noch vehement. In dieser Position soll man
angeblich besonders standhaft und präsent sein. Stellen Sie sich
vor, Sie würden so in einen Ringkampf steigen. Jedes Kind würde Sie
k.o. schlagen, denn in dieser Position fehlt Ihnen in die nötige
Stabilität und Flexibilität, auf Ihr Gegenüber zu reagieren.

So ähnlich verhält es sich beim Sprechen. Die meisten Klienten,
die zu mir kommen, wissen meistens schon, dass eine Hochatmung nicht
von Vorteil für die Stimmgebung ist. Sie sind aber überrascht, wenn
ich Ihnen sage, dass diese falsche Atmung von Ihrer angespannten
Bauchdecke herrührt. Ist diese Muskulatur nämlich angespannt, sind
auch unsere Bauchorgane eingeengt und die Atmung kann nicht tief
genug greifen. Unsere Stimme kann sich also nicht voll entfalten,
weil wir ihr ihren vollen Klangraum vorenthalten. Eine zu flache
Atmung bzw. eine zu starke Brust- oder Schulteratmung sorgt dafür,
dass unser Kehlkopf nach oben rutscht. Dadurch klingt die Stimme eng,
gepresst und klein – dabei ist sie es gar nicht. Unsere Stimme ist
wie eine kleine Stimmgabel. Allein klingt sie so leise, dass sie fast
nicht zu hören ist. Aber stellt man sie auf Holz, auf einen
Resonanzkörper, hört man plötzlich einen Ton. UNSER Resonator ist
unser Körper und zwar nicht nur der Mundraum, der Kopf oder
vielleicht noch die Brust. Nein! Unser ganzer Körper arbeitet bei
der Stimmgebung mit. Und gerade die Körpermitte, die für unsere
Balance und Stabilität zuständig ist, stellt einen entscheidenden
Dreh- und Angelpunkt beim Sprechen dar. Deswegen plädiere ich immer
auch für eine Kräftigung der Bauch- und Rückenmuskulatur parallel
zum Stimmtraining.

Ein weiterer Effekt einer gesunden Bauchatmung ist die Entspannung
der Schulter- und Nackenmuskulatur. Menschen, die viel am
Schreibtisch sitzen, atmen oft zu flach in die Brust und verharren
oft Stunden in einer sehr angespannten Position, mit einem festen
Bauch. Bewusst in den Bauch zu atmen und die Bauchdecke loszulassen
wird Verspannungen in Ihrem Rücken lösen bzw. im besten Falle
vorbeugen. Die gute Nachricht ist also: Ein stimmförderliches
Körperbewusstsein und das Loslassen der Bauchmuskulatur kann man
durch Übung und Selbstbeobachtung durchaus lernen.

Leider ist das „mit dem Loslassen“ nicht so einfach. Gerade
Frauen fühlen sich beim Thema Bauch unter Druck gesetzt. Das gängige
Schönheitsideal setzt auf einen flachen, eingezogenen Bauch. Seinen
Bauch zu entspannen und somit zu zeigen, erfordert ein bisschen Mut.
Aber wenn wir erkennen, wie viel mehr wir aus unserer Stimme und
damit unserer Wirkung machen können, lohnt es sich, „loszulassen“
und ein bisschen mehr „Bauch zu zeigen“.

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Erfolg des Stimmtrainings II

Wovon hängt der Erfolg des Stimmtrainings ab? Teil II (III)

Eigenes Üben:

Jeder weiß: Ohne Fleiß kein Preis! Das ist natürlich auch im
Stimmtraining so. Für Ihr eigenes Vorankommen macht es einen
erheblichen Unterschied, ob Sie nur im Unterricht konzentriert üben
oder sich auch zu Hause Zeit für Ihre Stimme nehmen. Viele Elemente
im Stimmtraining sind ein reines Muskeltraining und somit eine
Fleißarbeit. Den meisten Menschen ist nicht bewusst, dass die Lippen
oder die Zunge auch Muskeln sind, die man trainieren kann, wie die
Bauchmuskulatur. Dieser Punkt hat einen großen Vorteil, denn anders
als Musikalität oder eine schnelle Auffassungsgabe, die einem zum
Teil angeboren ist, hat man den eigenen Fleiß konkret in der Hand.

Ziele:

Wichtig für den Erfolg des Stimmtrainings sind natürlich auch die gesteckten Ziele. Auch die Dauer der
Ausbildung hängt davon maßgeblich ab. Wollen Sie „nur“ Ihren
Dialekt verbessern oder Ihrer Stimme mehr Wohlklang und Tiefe
verleihen oder soll auch die Stimmkraft geschult werden? Ich habe oft
Klienten, die mit dem Ziel zu mir kommen, laut vor einem großen
Publikum zu sprechen. Oft ist die Stimme aber so versteckt, dass der
erste Schritt sein muss, die Stimme auf ein normales Maß der
Unterhaltungslautstärke zu bekommen. Erst wenn dieser Standpunkt
gefestigt ist, kann auch an der tatsächlichen Stimmkraft gearbeitet
werden, welche benötigt wird, um einen großen Raum zu füllen oder
sich über einen Geräuschpegel hinwegsetzen zu können.

Meiner Meinung nach ist die Behebung eines Dialektes auch eine
überwiegende Fleißarbeit. Wer die gelernten Artikulations- und
Geläufigkeitsübungen regelmäßig übt, kann innerhalb kürzester
Zeit große Erfolge feststellen. Die Arbeit am Stimmklang erfordert
im besonderen Maße eine hohe Sensibilität und ein gutes Gehör.
Neben den Resonanz- und Klangübungen, die im Unterricht erlernt
werden, erscheint es mir fast die schwierigere Aufgabe, seine eigene
Feinfühligkeit für seinen Körper und seinen eigenen Stimmklang zu
schulen. Je nach eigener Sensibilität kann dieser Prozess mehrere
Wochen aber auch Monate dauern.

Eine gesunde Rufstimme, auch Kraftstimme genannt, ist für mich
das „i-Tüpfelchen“ in der Stimmarbeit. Ist eine Stimme gefestigt
und gut ausgebildet, ist der Übergang meist fließend in eine
gesunde Kraftstimme. Im besten Falle ist die Stimme beim Rufen frei,
unangestrengt und mit einer guten ganzkörperlichen Beteiligung. Eine
generell selbstbewusste Grundeinstellung und körperliche Fitness
sind hierbei förderlich.

Soll zusätzlich auch an Präsentationen, Bühnen- oder
Mediensprechen gearbeitet werden, erfordert dies noch einmal einen
größeren Mehraufwand im Stimmtraining. Voraussetzung ist jedoch in
allen drei Bereichen eine gefestigte Stimme, die bereits in das
alltägliche Sprechen integriert ist.

Lehrer – Schülerverhältnis:

Die Arbeit an der Persönlichkeit erscheint mir die größte
Herausforderung im Hinblick auf die Stimme. Denn der schwierigste
Schritt ist, sich mit dem neuen Klang zu identifizieren. Es erfordert
Mut, alte Muster loszulassen und sich für die „neue Stimme“ zu
öffnen. Ich gebe zu, dass manche Stimmübungen auch ein Stück
Überwindung kosten. Ein befreiter Klang, hat immer etwas mit
„enthemmen“ zu tun – Blockaden, die uns hemmen loszulassen. Schon
ein befreites Gähnen oder Seufzen ist in unserer Gesellschaft
unschicklich, obwohl es eigentlich ein natürlicher Körperimpuls
ist. Wunderbar kann man das an Kindern sehen. Sie gähnen einfach,
wenn ihnen danach ist. Ohnehin können Kleinkinder, die gerade das
Sprechen lernen, ein Vorbild für uns sein. Sie experimentieren
fröhlich mit ihrer Stimme, plappern vor sich hin und wiederholen
teilweise so lange Lautverbindungen, bis diese verinnerlicht sind.
Dieses Ausprobieren der Stimme soll Teil der Stimmarbeit sein. Dies
erfordert natürlich ein hohes Maß an Vertrauen zum Stimmtrainer.
Vielleicht kennen Sie das auch aus der Schule: Der Schulerfolg war
eng damit verbunden, ob man den Lehrer mochte oder nicht – wo die
Chemie gestimmt hat. Suchen Sie sich deshalb einen Trainer, dem Sie
vertrauen und vor allem, wo Sie sich trauen können.

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Erfolg des Stimmtraining

Wovon hängt der Erfolg des Stimmtrainings ab? Teil I (III)

Albert Einstein hat einmal gesagt: „Holzhacken ist deshalb so
beliebt, weil man bei dieser Tätigkeit den Erfolg sofort sieht.“

Im Stimmtraining ist es leider, wie im Sportbereich. Nach den
ersten Besuchen im Fitnessstudio werden Sie sicher gehörig
Muskelkater mit nach Hause nehmen, aber noch keine augenscheinlichen
Ergebnisse sehen. Nur mit kontinuierlichen Wiederholungen und viel
Disziplin werden Sie auch das entsprechende Ergebnis auf der Waage
sehen. So ähnlich verhält es sich mit der Stimme. Sicherlich wird
man sehr schnell – oft sogar in der ersten Unterrichtsstunde –
spüren, dass aus der eigenen Stimme mehr herauszuholen ist, als man
bisher vermutet hat. Dieses Ergebnis jedoch in das alltägliche
Sprechen zu übertragen, ist ein längerer Prozess. Ich vergleiche
das gern mit Autofahren lernen. Vielleicht erinnern Sie sich noch an
Ihre erste Praxisstunde im Auto. Augen, Ohren, Hände und Füße
müssen gleichzeitig auf verschiedene Faktoren achten und zunächst
sind wir davon komplett überfordert. Aber nach und nach bekommen wir
eine Routine in den Abläufen und heute ist es das Normalste auf der
Welt sich in sein Auto zu setzen und einfach loszufahren.

Um an den Punkt zu kommen, die Stimme „einfach loszufahren“
braucht es viel Übung. Nicht umsonst absolvieren Schauspieler und
professionelle Sprecher eine mehrjährige Stimmausbildung. Nun will
nicht jeder professioneller Sprecher werden. Aber auch für kleinere
Veränderungen bedarf es Übung.

Nach meiner Erfahrung hängt der Erfolg im Stimmtraining von
folgenden Faktoren ab.

Musikalische Kenntnisse:

Eine wichtige Rolle für den Stimmunterricht spielen Ihre
Ausgangsvoraussetzungen, mit welchen Sie in den Unterricht kommen.
Günstig sind zum Beispiel musikalische Kenntnisse. Menschen, die
bereits ein Instrument spielen oder gespielt haben, sind meistens
sehr sensibel für Klangvorstellungen und haben ein aufmerksames
Gehör. Ideal wäre natürlich, wenn Sie in einem Chor singen oder
gar Gesangsunterricht nehmen. Denn Singen und Sprechen ähneln sich
sehr in ihren Grundpfeilern. So ist es einem Chorsänger nicht neu
auf Bauchatmung und eine gesunde Körperaufrichtung zu achten.

Allgemeine Körperkonstitution:

Auch Sport unterstützt die Arbeit an der Stimme. Die Stimmarbeit
ist im Wesentlichen auch eine Körperarbeit. Je wohler Sie sich in
Ihrem Körper fühlen und je gezielter Sie einzelne Körperpartien
anspannen bzw. entspannen können, desto effektiver greifen auch die
Stimmübungen. Im Umkehrschluss heißt das natürlich, je verspannter
wir sind und je blockierter einzelne Muskelgruppen sind, desto
schwieriger ist es, Ihren Resonanzkörper, der tatsächlich Ihren
ganzen Körper ausmacht, in vollem Maße einzusetzen. Hierbei spielen
vor allem die unmittelbaren Muskelgruppen im Hals-, Nacken- und
Schulterbereich eine Rolle, aber auch ein angespannter Bauch, eine
unflexible Hüfte, ja sogar eine Fußfehlstellung beeinflussen unser
komplettes Muskelsystem und somit auch unsere Stimme.

Sensibilität für den eigenen Körper:

Der erste Schritt für eine Veränderung ist die Wahrnehmung des
„Problems“. Nur was wir wahrnehmen, können wir auch verändern.
Deswegen ist eines der Hauptaufgaben des Stimmtrainings diese
Sensibilisierung für den Körper und die Stimme zu schärfen. Ein
gutes Gehör und eine schnelle Auffassung sind für die Verbesserung
der Stimme sehr förderlich.